Nervenheilkunde 2011; 30(05): 309-312
DOI: 10.1055/s-0038-1627813
Bipolare Störungen
Schattauer GmbH

Komorbidität bei bipolar affektiven Störungen

Comorbidity in bipolar disorders
P. Brieger
1   BKH Kempten, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Ulm
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Publication History

Eingegangen am: 01 February 2011

angenommen am: 14 February 2011

Publication Date:
23 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Patienten mit bipolar affektiven Störungen erfüllen in über 50% der Fälle die (Lebenszeit-)diagnose einer weiteren psychischen Störung, außerdem erkranken sie gehäuft an nicht psychiatrischen körperlichen Erkrankungen. Besonders häufig treten Angsterkrankungen, Suchterkrankungen, Persönlichkeitsstörungen und Aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitätssyndrome zusätzlich auf. Komorbide Störungen komplizieren den Verlauf der bipolaren Störung: Im Schnitt haben Patienten mit bipolar affektiver Störung plus Komorbidität eine schlechteres Funktionsniveau, sie haben ein früheres Ersterkrankungsalter und sprechen schlechter auf die Therapie an. Es gibt wenig gesicherte Erkenntnis zur Therapie “komorbider” Störungen plus bipolar affektiver Störungen. Auch ist die nosologische Einordnung der zusätzlichen Erkrankungen nicht unumstritten: Manche genetischen und Verlaufsuntersuchungen weisen darauf hin, dass hinter dem gleichzeitigen Auftreten mehrerer psychischer Störungen eigenständige Krankheitsprozesse (im Sinne breiter Spektra oder “Formenkreise”) stehen könnten.

Summary

More than 50% of patients with bipolar disorder fulfil criteria for an additional (lifetime) diagnosis of a psychiatric disorder. Furthermore, bipolar patients are at a high risk to suffer from a medical disorder. Anxiety disorders, substance abuse disorders, personality disorders and attention deficit hyperactivity disorders occur at high frequency. Such “comorbid” disorders complicate course and outcome of bipolar disorder. Subjects with a bipolar disorder plus a comorbid psychiatric disorder tend to have lower functioning, an earlier age of onset and less favourable treatment response. Evidence concerning treatment strategies for bipolar disorder plus a comorbid psychiatric disorder is sparse. There is disagreement, whether the co-occurrence of more than one diagnosis in bipolar disorder justifies the idea of separate entities or rather reflects a broad spectrum.